„Die Unbehausten“ – Barbara Kingsolver

Das Buch in einem Satz: Ein Ort, zwei Familien – die eine 2018 im Kampf gegen Armut kurz vor Trumps erster Präsidentschaft, die andere 150 Jahre zuvor im Kampf gegen Armut inmitten des Disputs um Darwins „Entstehung der Arten“.

Lesenswert, weil Barbara Kingsolver immer wieder den Finger in die Wunden der USA legt und Dirk van Gunsteren ihre Romane durch seine brillante Übersetzung auch in Deutsch zu einem Genuss macht.

Für alle, die „Demon Copperhead“ genauso gefeiert haben wie ich und tief in die Seele der USA blicken wollen.

Lieblingszitat: „Unbehaust stehen wir im hellen Licht des Tages.“

Willa Knox lebt mit ihrer Familie in Vineland, New Jersey. Nicht, weil sie dort wohnen möchte, sondern weil ihr Mann Iano dort eine Professorenstelle bekommen hat. Glücklicherweise (oder auch nicht) haben sie dort ein Haus geerbt, indem Ianos schwer kranker Vater seinem Ende entgegenflucht. Sie haben alles richtig gemacht, studiert, waren fleißig, immer auf der Suche nach einer gut bezahlten festen Anstellung, und trotzdem reicht das Geld hinten und vorne nicht. Das Haus ist eine abrissreife Bruchbude, Willa erträgt ihr Leben durch die Liebe ihrer Familie und der ein oder anderen Tablette. Auf der Suche nach einer Rettung für das Haus, stößt Willa auf eine andere Frau, die 150 Jahre zuvor in Vineland gelebt habt: Mary Treat.

Diese Mary Treat gab es wirklich und hat für Charles Darwin über Pflanzen in Vineland geforscht. Sie stand in regem Kontakt mit renommierten Wissenschaftlern der damaligen Zeit. Aber nicht aus ihrer Sicht erzählt Kingsolver die Geschichte der zweiten Familie, sondern aus Sicht von Thatcher, ebenfalls Professor in einem abrissreifen Haus mit der Hoffnung auf eine Festanstellung. Leider steht ihm dabei ironischerweise die Wissenschaft im Weg. Denn Direktor Cutler und „König“ der Utopie Vineland Mr. Landis halten Darwins Theorie für Gotteslästerung. Keine guten Voraussetzungen, um in diesem angeblichen Paradies auf Erden Fuß zu fassen.

Eine weitere Leseempfehlung für ein Buch von Barbara Kingsolver.

Vielen Dank an @dtv_verlag für das Leseexemplar.

Eure Tanja