„Zazie in der Metro“ von Raymond Queneau

Hallo liebe Bücherfans, heute kommt ein Klassiker aus dem Jahr 1960 im neuen Gewand daher, „Zazie in der Metro“ von Raymond Queneau. Der Suhrkamp Verlag hat das Buch im Januar als Taschenbuch in neuer Übersetzung herausgebracht. Ist Zazie bisher noch nie in die Metro gekommen, schafft sie es endlich in der neuen Fassung.

Da Queneau das Buch mit großem Sprachwitz geschrieben hat, ist es für jeden Übersetzer eine Herausforderung, dieses Werk in eine andere Sprache zu übertragen. Frank Heibert hat hier Großes vollbracht und macht Zazie zu einem Lesevergnügen.

Zazie, ein zehnjähriges Mächen, wird von ihrer Mutter für ein Wochenende dem Onkel in Paris übergeben. Die Mutter möchte ungestört ihren Liebhaber treffen. Zazies sehnlichster Wunsch in Paris ist es, einmal mit der Metro zu fahren. Der ist allerdings nicht zu erfüllen, weil das Personal streikt. In diesen zwei Tagen trifft sie eine bunte Mischung von Unbekannten, Freunden und Bekannten ihres Onkels Gabriel.

Die zweitägige Tour durch die Stadt wird hauptsächlich in Dialogen, die mehr Wortgefechten ähneln, erzählt. Die Sprache ist umgangssprachlich, anzüglich bis vulgär. Das „Gör“ Zazie befleißigt sich dieser Sprache sehr souverän und hält in Streitgesprächen selbstbewusst mit. Diese Gespräche mit teilweise sehr undurchsichtigen Personen – eine mannstolle Dame, ein Polizist, der sich als solcher nicht zu erkennen gibt und verschiedene Identitäten bis zur Enttarnung vorträgt – sind das Herz des Buchs. Ein großes Thema ist die Sexualität; Zazie verlangt von Gabriel, der sich als Tänzer in einer Travestie-Show entpuppt, sich als „Hormosechsueller“ zu erklären; der Polizist tritt zunächst als verhinderter Kinderschänder auf; der Taxifahrer und seine Freundin pflegen ein durchaus ungewöhnliches Miteinander.

Insgesamt lässt sich das Buch leicht lesen; zu keinem Zeitpunkt ist es langweilig und sprüht nur so vor Lebendigkeit. Genau wie Zazie selbst.

Wie schrieb Le Monde: »Sie haben Queneaus Meisterwerk ernsthaft noch nie gelesen? Rennen Sie jetzt SOFORT in Ihre Buchhandlung!« Dem ist nichts hinzuzufügen.

Sonnige Grüße zum Wochenstart von Eurem Team Schwarz auf Weiß