Das Buch in einem Satz: Benedita muss herausfinden, wer sie ist und ob ihre Herkunft, ihre Zugehörigkeit oder sie selbst darüber bestimmen.
Lesenswert, weil es sprachlich so wunderbar vielschichtig ist, wie diese Familie, hinter deren Fassade wir Leser:innen schauen dürfen.
Für alle, die bei „Sommer“ von Felicitas Geduhn ins Schwärmen geraten!
Ich gestehe, dass mich der Titel und das wunderschöne Cover zu diesem Buch haben greifen lassen und ich bin so froh darüber. Das ist mein Lieblingsbuch für Januar 2024.
Es geht um Benedita und ihren Onkel Gabriel, aus deren Sicht abwechselnd die gesamte Familiengeschichte in ihrer Heimatstadt Nam Van im südchinesischen Meer erzählt wird. Dabei geht es jedoch nicht darum, wer wen geheiratet und wer seine Schmutzwäsche wo gewaschen hat. Viel mehr wird erzählt, wer die einzelnen jungen Menschen waren und was der Lauf der Zeit aus ihnen gemacht hat, was sie sich einst erträumten und welche Entscheidungen sie trafen und so zu den Menschen wurden, die sie geworden sind.
Ich wusste erst nicht, in welche Richtung der Roman gehen wird, aber allein das Andeuten, das Weglassen und Hinzufügen von Informationen hat mich das Buch nur schwer aus der Hand legen lassen. Sprachlich hat mich der Roman einfach umgehauen, denn er ist so wunderbar literarisch geschrieben und es gibt so viele schöne Gedanken, dass meine Seite im Buchjournal kaum ausreichte. Hier nur ein Beispiel: „Die Verstorbenen hinterlassen eine Art Gussform, ein geisterhaftes Negativ im Leben der Hinterbliebenen“ (S. 38). Das ist ein wahrer Bücherschatz, zumal für mich, die ich das Meer liebe. Fünf absolut verdiente Sterne von mir.