„Schwester“ von Mareike Krügel

Unsere liebe Kollegin Elena hat das Buch von Mareike Krügel „Schwester“ gelesen und für Euch einen Buchtipp geschrieben: Das Buch erzählt von zwei Schwestern: Iulia, bodenständig, auf Sicherheit und Ordnung bedacht und als Frau des Pastors unter ständiger Beobachtung der Gemeindemitglieder.

Lone, selbstständige Hebamme, die dafür ihre Festanstellung im Krankenhaus aufgegeben hat zu Zeiten, als es für selbstständige Hebammen nicht gerade rosig aussieht„…das sehen wir dann..“ ist ihr Motto.

Als Lone nach einem schweren Verkehrsunfall im künstlichen Koma liegt, regelt Iulia alles Nötige. Dadurch taucht sie immer mehr in das Leben der Schwester ein, lernt sie näher kennen und hinterfragt ihr eigenes eingefahrenes Leben, ihre Ehe.

Sie besucht die Frauen, die Lone zuletzt betreut hat und versucht zu helfen. Sie wird konfrontiert mit teils traumatischen, demütigenden Erfahrungen der Frauen bei der Geburt eines Kindes im Krankenhaus und begreift langsam, warum Lone für diese Frauen so wichtig ist, warum sie nicht mehr im Krankenhaus arbeitet.

Dadurch, dass die einzelnen Frauen zu Wort kommen, ihre Lebenssituation, ihre Bedürfnisse, Ängste, ihre Erfahrungen mit einer Geburt im Krankenhaus geschildert werden, wirkt das Buch authentisch – als hätte eine Freundin das alles erlebt.

Der Blick Krügels auf das Gesundheitssystem mit den Einsparungen, aber auch mit den patriarchischen Strukturen und der daraus entstehende Situation, nicht selbstbestimmt entscheiden zu können, wie, in diesem Fall, die Frauen gebären möchten, dass für ihre individuellen Bedürfnisse kein Platz ist, ist realistisch.

Ich kann mir gut vorstellen, daß es solche Erlebnisse tatsächlich gibt.

Ein Roman über starke Frauen, über die Strukturen, in denen wir leben, die zu hinterfragen sich lohnt, um selbstbestimmter zu leben.