Einen Krimi kann man eigentlich immer lesen. Unterhalten wird man dabei und bei den meisten Krimis kann man auch ganz gut mitermitteln. „Ravna – Tod in der Artiks“ von Elisabeth Herrmann hat mich mehr als nur unterhalten: Ich habe mit der angehenden Polizistin Ravna mitgefühlt, die sich ziemlich souverän als Neuling gegen die Männer im Revier behauptet. Ich habe mitgerätselt, wer der Mörder sein könnte (oder eben auch nicht) und bin zusätzlich ein wenig in die Welt des Volkes der Samen im Norden eingetaucht. Doch das Beste war: Ich wollte und konnte das Buch nicht aus der Hand legen – und das ist wohl das beste Argument für einen guten Roman.
Ravna macht ein Praktikum bei der Polizei im hohen Norden und das nicht nur als Frau, sondern auch als eine der Samen. Da sind Vorurteile schon vorprogrammiert. Entsprechend belächelt man ihren Hinweis auf ein Stück Borke und einen Strich auf dem Boden, als eine Leiche gefunden wird. Doch sie lässt nicht locker und traut sich sogar dem unberechenbaren Ermittler Rune Thor aus Kirkenes die Stirn zu bieten, der fortan die Ermittlungen leitet und das Revier für sich beansprucht. Und Ravna merkt schnell, dass in ihr zwei Herzen in der Brust schlagen, nämlich dass der objektiven Polizistin und das einer Samin.
Mich hat der Schreibstil gepackt und mir ist der mürrische Kommissar Thor neben Ravna sehr ans Herz gewachsen. Und hatte ich auch so eine leise Ahnung, wer der Mörder gewesen sein könnte, so kommt am Ende ein Twist zustande, der völlig schlüssig und auch ergreifend ist. Ein wichtiges Buch über das Hin und Her in uns, zwischen dem, was wir sind und dem, was wir sein möchten.
Die Fortsetzung heißt „Ravna – Die Tote in den Nachtbergen“ – ich freue mich schon drauf.