Alle, Belletristik · 7. September 2022 „Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens PETITE, besser bekannt als Madame Tussaud“ von Edward Carey
wer kennt sie nicht, die Wachsfiguren von Madame Tussaud? Aber wer kennt schon Marie Grosholtz aka Madame Tussaud? Und was eignet sich besser, als eine Romanbiografie, um in eine andere Personenwelt einzutauchen?
Zum Inhalt: Marie wird in eine schwierige Zeit hineingeboren und findet mit ihrer Mutter in der Schweiz Anstellung bei Dr. Curtius, der aus Wachs Organe nachzubilden vermag und die interessierte Marie dabei unter seine Fittiche nimmt. Sie übersiedeln nach Paris, wo es Marie, genannt Petite, vom Dienstmädchen und Wachsmodelliergehilfin bis hin zur königlichen Beraterin und Versteckspielfreundin schafft. Dann bricht die französische Revolution herein und es ist nicht gerade hilfreich, einen wächsernen Kopf des Königs zu haben. In der Zeit des Terrors danach ist es aber nützlich, die abgeschlagenen Köpfe durch Wachs zu erhalten. Und in all dem Chaos sucht, verliert und findet Petite auch die Liebe jenseits des Wachses.
Das klingt alles so skurril, dass es vermutlich nur Tim Burton selbst verfilmen könnte. Marie, bzw. Madame Tussaud, stolpert von einer merkwürdigen Begegnung in eine andere, trifft Menschen, die es wahrscheinlich gar nicht geben kann und es deshalb womöglich gerade doch gab.
Der Roman hangelt sich an der tatsächlichen Biografie der Madame Tussaud entlang, flicht einige fiktive Stränge mit ein und schmückt alles mit detaillierten Skizzen aus, was das Lesevergnügen noch mehr steigert. Einfühlsam, sonderbar, spannend und traurig erzählt – was für ein unterhaltsames Tohuwabohu.