„Melody“ von Martin Suter

Das Buch in einem Satz: Dr. Stotz möchte seinen Nachlass ‚positiv‘ hinterlassen und Tom soll das für ihn erledigen, wobei er dabei etwas mehr erfährt als ihm lieb ist.

Lesenswert, weil überall im Haus Bilder von einer bestimmten Frau hängen und man unbedingt wissen möchte, was es mit ihr auf sich hat – und zwar bis zur letzten Seite.

Für alle, die es lieben, Stück für Stück mehr über eine Person zu erfahren und ganz nebenbei erfahren wollen, welches Getränk man eigentlich als Stehgetränk zu sich nimmt.

Im ersten Moment denkt man an „Dichtung und Wahrheit“ von Goethe, denn was wird über uns gesagt, wenn wir einmal nicht mehr sein werden? – Es liegt in unserer Hand, zumindest in der Hand von Anwalt Tom, der dafür sorgen soll, dass der Nachruf von Dr. Stotz möglichst positiv sein wird.

Tom soll alle Dokumente von Dr. Stotz, einst politischer Drahtzieher und Mann mit viel Macht und Einfluss, durchsehen und verwerfliches und belangloses aussortieren. Ein einfacher Job in einem großbürgerlichen Haus mit komfortablen Arbeitsbedingungen (die italienische Köchin mit allerlei köstlich beschriebenen Delikatessen sei hier unbedingt erwähnt).

Dr. Stotz selbst ist mittlerweile alt und krank und erklärt dem jungen Mann auf nonchalante Weise, was es mit diesem und jenem Fundstück auf sich hat. Als er dann beginnt, von der Frau auf all den Bildern zu erzählen, einst seine Verlobte, die kurz vor der Hochzeit auf ewig verschwand, ist Tom zunächst nur beiläufig interessiert. Als ihm dann aber nach dem Tod von Dr. Stotz einiges unklar erscheint, macht er sich gemeinsam mit der Großnichte von Dr. Stotz auf die Suche und Reise nach der unbekannten Dame.

Und diese Suche war es dann auch, die mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ. Ich muss bei so etwas einfach wissen, was passiert ist und Martin Suter hat sich dafür ein bemerkenswertes Ende einfallen lassen. Gespickt mit allerlei augenzwinkernden Anmerkungen á la ‚damals sagte man noch Fräulein‘ und dem sich Aufhübschen für das Dinner (das man heutzutage eigentlich nur noch aus Serien & Filmen kennt), hat das Lesen natürlich auch zusätzlich Spaß gemacht.

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Leseexemplar.

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß