„Mary Shelleys Zimmer“ von Timo Feldhaus

Als 1816 der Vulkan Tambora in Indonesien ausbricht, hatte dies enorme Auswirkungen auf das Klima weltweit – auch wenn niemand die Zusammenhänge zur damaligen Zeit herstellen konnte. Wir erinnern uns aber bestimmt lebhaft an die Folgen des Ausbruch des isländischen Vulkans mit dem unaussprechlichen Namen. Timo Feldhaus hat aus den Ereignissen rund um den Tambora-Ausbruch den ausgesprochen klugen Roman „Mary Shelleys Zimmer“ geschrieben. Ich habe mich eher gefühlt, als würde ich ein sehr unterhaltsames Sachbuch lesen (Stichwort: „1913“ von Florian Illies).

Der Roman reist mit der Aschewolke nach Europa, in dem der Ausbruch für ein Jahr ohne Sommer sorgt. Das Wetter hat Auswirkungen auf Goethe, der die Wolkenwissenschaft für sich entdeckt, Napoleon, der die Schlacht bei Waterloo verliert und auf Mary Shelley, die mit ihrem noch nicht Ehemann Percy aus London zu Lord Byron in die Schweiz flieht, ihre Schwester im Schlepptau. Ein Skandal! Aber den jungen Wilden verleidet das Wetter den Spaß, da es permanent regnet und unsäglich kalt ist. Der von Lord Byron ausgelobte Schreibwettbewerb, wer die beste Horrorgeschichte in der schweizer Villa schreibt, wird zu Mary Shelleys Idee für Frankenstein führen. Und hat mich dazu inspiriert, unserem Lesekreis diesen Klassiker der Weltliteratur vorzuschlagen.

Überhaupt inspiriert dieses Buch, mehr erfahren zu wollen über so viele Themen, die Feldhaus hier verarbeitet. In diesem Jahr kentert auch die „Medusa“ und führt zu einer verheerenden Schiffbruchgeschichte. Wer das Buch von Franzobel „Das Floß der Medusa“ noch nicht gelesen hat: unbedingt nachholen.

Ein kluges Buch über eine Welt im Umbruch, ein Künstler:innen-Roman, Literaturgeschichte und Liebesgeschichte in einem. So viele Facetten, ich kann sie gar nicht alle nennen.

„Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“, zitiert Mary Shelley einen Mathematiker aus dem 17. Jahrhundert. Der Satz dürfte an Aktualität nichts verloren haben.

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Leseexemplar.

Eure Tanja von Team Schwarz auf Weiß