„Maror“ von Lavie Tidhar

Das Buch in einem Satz: Drogenhandel, Waffenschieberein und tote Mädchen an der Küstenstraße Israels – und mittendrin Detective Cohen, den wir von 1974 bis 2008 begleiten.
 
Für alle, die gern Gangstergeschichten über organisierte Verbrechertypen und korrupte Polizisten lesen.
 
Lesenswert, weil Lavie Tidhar die Leser:innen von der ersten bis zur letzten der über 600 Seiten packt und nicht mehr loslässt, Figuren zeichnet, die mich noch lange begleiten werden, und es sich anfühlt, als säße man in einem richtig guten Kinofilm.
 
Hasch und Handgranate zieren das Cover von „Maror“. Maror, das sind die bitteren Kräuter, die auf dem Pessach-Seder-Teller liegen, und bitter, das sind die Lebenswege, denen wir hier begegnen. Eddie, Avi, Sylvie, Benny, Cohen – aus verschiedensten Perspektiven erfahren wir, wie und warum aus Cohen Cohen wurde. Der mysteriöse Cop, von dem man sich lieber fernhält, der über jeden das Wichtigste weiß und den Fängen seiner Widersacher entgleitet wie ein Aal.
 
Auf den ersten Blick ist Cohen Patriot und hat nur ein Ziel: den Staat Israel zu schützen. Zwischen jüdischen und arabischen Gangstern, Kriegen und tagtäglicher Bedrohung, scheut er nicht davor zurück, über Leichen zu gehen, Beweise verschwinden zu lassen oder Geständnisse aus Verdächtigen zu prügeln. Auf den zweiten Blick deckt er „seine“ Gangster und nutzt seine Verbindungen zum eigenen Vorteil. Das alles vor der Kulisse von fast vier Jahrzehnten israelischer Geschichte – vor allem ihrer Schattenseite.
 
Rasante Dialoge, starke Charaktere, Spannung bis zum Schluss und Tarantino-Vibes machen dieses Buch zu einer absoluten Leseempfehlung. Ich habe nebenbei so viel im Internet recherchiert und war erstaunt darüber, dass der Satz auf dem Buchrücken „All diese Dinge sind passiert.“ nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern war überrascht, was ich so alles gefunden habe.
 
Dieses Buch hat mich nicht nur exzellent unterhalten, sondern mit vielen Aspekten konfrontiert über ein Land mit einer zerrissenen Seele.

Vielen Dank @suhrkampverlag für das Leseexemplar.

Eure Tanja

PS: Foto-Hintergrund: aus dem fantastischen Kalender von Kat Menschiks illustrierter Literatur.