„Lukusch“ von Benjamin Heisenberg

Liebe Leser:innen des Mysteriösen,

ich dachte mir, ich lese nach der Serie „Damengambit“ mal eine schöne Roman-Biografie über einen Schachspieler namens Anton Lukusch von Benjamin Heisenberg, nur um dann festzustellen, dass ich dem Autor aber gehörig auf den Leim gegangen bin. Aber von vorn:

Der Erzähler der Geschichte kennt Anton Lukusch noch von früher, als dieser mit anderen Kindern zur Erholung nach Deutschland kam. Anton und der ebenfalls mitgereiste Igor sind zwei ukrainische Jungs, die den Reaktorunfall von Tschernobyl überlebt haben – seither allerdings können sie sich nicht mehr körperlich voneinander entfernen. Fiktiver Anlass dieses Romans ist das alleinige Auftreten von Igor bei Schachturnieren im Fernsehen, das sich der Erzähler nicht erklären kann. Eigentlich ist Anton das wahre Schachgenie, der seine Ehre bei „Wetten, dass…“ verteidigte und später große Firmen strategisch beraten hat. Auf seiner Spurensuche durchstöbert der Erzähler Fotos von Antons erstem Schachcomputer im Museum oder wie er Helmut Kohl matt setzte, liest Untersuchungsprotokolle von Ärzten und stellt letztlich auch Igor zur Rede. Es bleibt bis zum dunklen Ende auf der letzten Seite spannend.

Der Roman ist durch Sprünge in die Vergangenheit spannend erzählt und ich habe das Leben von Anton interessiert verfolgt, zumal der Roman mit allerlei Fotos und Textauszügen gespickt ist. Aber jetzt kommt‘s: Alles ist Lug und Trug. Anton Lukusch, das Schachgenie, gibt es gar nicht. Heisenberg vermischt Fakt und Fiktion so genial, dass ich ihm nicht mal böse sein kann, sondern einfach meine Kinnlade leise wieder hochklappe und trotzdem weiter staune. Im Film nennt man das übrigens eine Mockumentary (= engl. to mock = vortäuschen, verhöhnen und documentary = Dokumentation). 

Chapeau!

Eure Anja von Schwarz auf Weiß