„Lil“ von Markus Gasser

Das Buch in einem Satz: Lilian Cutting wird 1880 elegant beiseite geschafft, kommt vor Gericht und startet spektakulär ihren Rachefeldzug.
 
Lesenswert, weil großartig erzählte 240 Seiten, denen gern noch weitere hätten folgen können.
 
Für alle, die es manchmal nach einer guten Rachegeschichte dürstet, in der die Heldin eine Frau ist.
 
Als ich gehört habe, dass es sich bei diesem Buch quasi um die weibliche Version von „Der Graf von Monte Christo“ von A. Dumas d. Ä. handelt, musste ich es sofort lesen. Eins meiner Lieblingsbücher nun in neuem Gewand mit einer weiblichen Heldin? – Her damit!!! So viel sei aber verraten: Ganz der Monte Christo ist es nicht, dafür aber ein wahnsinnig gutes Buch.
 
Wir befinden uns 1880 in New York, wo Lilian Cutting zu den oberen Zehntausend gehört, verwitwet, vermögend und erfolgreich. Das stößt auf Neid bei den Männern und auf Befremden bei den Damen der feinen Gesellschaft.

Unglücklich über den Erfolg von Lil ist auch ihr Sohn, der endlich Geschäfte und Vermögen übernehmen will. Ganz klar: Mutter muss weg. Das löst er raffiniert mit einem befreundeten Psychiater, der Lilian wegsperrt. Der Sohn wähnt sich schon am Ziel seiner Träume, als es zu einem spektakulären Gerichtsprozess kommt (eine der besten Szenen im Roman!). Es schlägt die Stunde der Lilian Cutting, die sich nun ganz ihren Feinden widmet, allen voran ihrem Sohn.

Wow! Was für ein Showdown. Beim Lesen habe ich so mitgefiebert, habe mit Lil gelitten, war über den Sohn empört und fühlte mich regelrecht befreit, als ich dem Richter begegnete. In der großen Literatur gibt es so wenige gelungene Rachegeschichten, denn oft heißt es, man solle sich nicht auf das Niveau seines Feindes begeben. Aber ganz ehrlich: Gerade wenn ich mir vor Augen halte, dass es noch nicht so lange her ist, dass Frauen wegen „Hysterie“ weggesperrt wurden, ist so eine Befreiungsgeschichte nötig, denn auch heutzutage stellen sich viele Frauen die Frage, wer ihr Rollenbild eigentlich definiert Ein wahrlich großartiges Buch!
 
Eure Anja
(Und Tanja, die sich vollumfänglich der Begeisterung anschließt 😉)

Danke an @c.h.beckliteratur für das Leseexemplar