Wieder einmal ein Bullengewinner, den wir für Euch näher betrachten, ist „Gute Nacht, Zuckerpüppchen“ von Heidi Hassenmüller.
Gaby lebt alleine mit ihrem älteren Bruder und ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung. Der Vater ist im Krieg gestorben. Doch eines Tages taucht ein Mann vor der Tür auf: Ein Freund des Verstorbenen, heißt es. Gaby ist zunächst begeistert, denn er bringt Schokolade und nennt sie liebevoll „Zuckerpüppchen“ und sie ihn „Pappi“. Doch diese Freude kommt zu einem jähen Ende, als „Pappi“ das sechsjährige Mädchen zum ersten Mal berührt. „Pappi“ bleibt, heiratet die Mutter und Gabys Tortur nimmt ihren Lauf…
Es ist wirklich nicht einfach dieses Buch zu lesen. Es ist keine nette Urlaubslektüre oder etwas Schönes für Zwischendurch. Es zeigt schonungslos und direkt, was Missbrauchsopfer durchleben müssen. Dadurch dass die Autorin dasselbe schreckliche Schicksal teilt wie Gaby, schaffst sie es, den Lesern die unterschiedlichen Emotionen im gewissen Maße mitfühlen zu lassen: Von Verwirrung zu Verzweiflung zu Leere zu Entschlossenheit. Und diese Entschlossenheit zeigt, dass es einen Ausweg gibt, dass man nicht mehr schweigen muss. Der Fakt, dass Heidi Hassenmüller dieses Buch geschrieben hat, zeigt, dass man das Schweigen durchbrechen kann.
Das ist eine wichtige Aussage in einem heute immer noch höchst relevanten Buch und es liegt bei uns, mehr Betroffenen den Raum zum Erzählen zu geben.