„Die Geschichte eines Lügners“ von John Boyne

„Frisch auf dem Tisch“: „Die Geschichte eines Lügners“ von John Boyne:

Das Buch ist auf englisch bereits im Jahr 2018 erschienen. Nun ist es endlich auch auf Deutsch verfügbar.

John Boyne ist ein Autor, der hier zu Lande vor allem für seine großartigen Kinder- und Jugendbücher bekannt ist – „Der Junge im gestreiften Pyjama“ und „Der Junge auf dem Berg“ stammen aus seiner Feder. Mit der Geschichte rund um Maurice Swift zeigt er nun einmal mehr, dass er auch bei der Erwachsenenliteratur nicht enttäuscht.

Maurice Swift weiß, was er will: Ein berühmter Schriftsteller sein. Um jeden Preis. Dafür betrügt, lügt und stiehlt er (vor allem Ideen und Worte) gnadenlos. Um sein Ziel zu erreichen, schleicht er sich in die Gesellschaft der Autoren, indem er eiskalt mit den Gefühlen seiner Mitmenschen spielt. Und das tut er gekonnt: Er zieht an den Fäden und die Autoren sind seine Marionetten.

Die richtigen Worte zu finden, um dieses Buch zu beschreiben, ist schwer. Jedoch kann man auf jeden Fall sagen, dass es außergewöhnlich ist.

Das wird schon beim Aufbau und der Art des Erzählens deutlich: Man kriegt Maurice Swift nicht als fertigen Protagonisten präsentiert, sondern muss ihn zunächst allmählich durch die Augen anderer Charaktere kennenlernen. Charaktere, die seinem Charme ahnungslos zum Opfer fallen. Dabei schafft es Boyne jeder Person genau den Raum zu geben, den sie braucht. Sie wirken lebendig. Kein Charakter ist dabei, der zu farblos oder zu perfekt wirkt. Jeder bekommt spezifische Schwächen und Stärken zugeschrieben. Jeder hat eine ganz individuelle Stimme.

Als Leser setzt man dann Stück für Stück die Puzzleteile zu Maurices Leben und seiner Persönlichkeit zusammen. Das Gesamtbild erhält man erst zum Schluss, wenn Boyne auch Swift selbst zu Wort kommen lässt. Ohne zu viel zu verraten: Es werden so einige Abgründe offenbart.

Das Buch ist wie der Protagonist selbst: verstörend und faszinierend zugleich. Boynes ausgeklügelte Konstruktion und lebhafte Erzählung der Geschichte zieht einen direkt in den Bann, sodass man am Ende nicht anders kann, als dieses außergewöhnliche Buch zu lieben.

Meint unsere liebe Katja, die das Buch für Euch gelesen hat.