„Die Postkarte“ von Anne Berest

Das Buch in einem Satz: Junge Frau macht sich auf Spurensuche ihrer jüdischen Vorfahren und versucht herauszufinden, was sie persönlich eigentlich zur Jüdin macht.

Lesenswert, weil Anne Berest viele Aspekte des damaligen und heutigen Antisemitismus beleuchtet und daraus eine spannende Spurensuche gemacht hat.

Für alle, die gern in Familiengeschichten eintauchen, die am Ende überraschen können.

Heute möchten wir uns einreihen in das Lob für den Roman von Anne Berest „Die Postkarte“. Diese autobiographisch geprägte Geschichte ist vor allem eins: spannend! Wir konnten überhaupt nicht aufhören zu lesen. Und so sind die gut 530 Seiten auch wie im Flug vergangen.

Eines Tages erhält die Familie Berest eine Postkarte, darauf nur vier Namen. Es sind die Namen der Familienmitglieder, die in Auschwitz umgekommen sind. Erst Jahre später wird die Postkarte wieder aus dem umfangreichen Archiv der Mutter geholt, denn Anne ist schwanger und möchte auf Spurensuche gehen. Nicht nur das ist ein Auslöser, auch ihre Erfahrungen als nicht praktizierende Jüdin, der vorgeworfen wird nur Jüdin zu sein „wenn es ihr passt“.

In vier Teilen wird die Geschichte der Familie erzählt. Zunächst die Geschichte der Kernfamilie, deren Namen auf der Postkarte steht. Die Person, die auf der Karte fehlt, ist Myriam, Lélia Mutter, Annes Oma. Wie geht man damit um, wenn man als einzige überlebt? Das erfahren wir im zweiten Teil, wenn es um die Vergangenheit Myriams geht. Aber auch die Gegenwart spielt eine Rolle, sie zeigt den noch immer vorhandenen Antisemitismus und wirft die Frage auf, ob „Gehen oder Bleiben“ erneut diskutiert werden muss, wenn rechtsgerichtet Parteien auf dem Vormarsch sind.

Die Szenen in den Übergangslagern in Frankreich haben mich besonders erschüttert. Menschen aufzubewahren, bevor sie zu ihrem Bestimmungsort zur Vernichtung gebracht werden, schildert Anne Berest schonungslos. Aber es gibt sie immer wieder: die Menschen, die versuchen, das Leid erträglicher zu machen.

Also bitte unbedingt lesen: ein gutes Buch, ein wichtiges Buch.

Vielen Dank an den @berlinverlag für das Leseexemplar.

Eure Tanja