„Die Not der Familie Caldera“ von Gudrun Pausewang

Bullenzeit: Das Gewinnerbuch von 1977 begleitet mich persönlich schon seit 1987. „Die Not der Familie Caldera“ von Gudrun Pausewang hat mich

beim Wiederlesen genauso gefesselt wie mit 17 Jahren. Leider haben sich die Verhältnisse in den Armutsvierteln Lateinamerikas seitdem nicht wirklich verbessert. Gudrun Pausewang hat in Südamerika gelebt und erzählt die Geschichte der Familie Caldera auf der Grundlage ihrer eigenen Erlebnisse.

Der junge Ramón Caldera zieht von seinem Bergdorf in die große Stadt, um dort sein Glück zu versuchen. Sein großes Talent beim Bau von Lehmhütten nützt ihm hier allerdings nichts, und so ist er schnell auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Aber dann hat Ramón Glück. Wie es

scheint, ist dieses Glück von Dauer: er hat Arbeit, er findet die Frau fürs Leben und sie können schon bald in ihr eigenes kleines Haus ziehen. Eine große Kinderschar bevölkert bald das Haus und Ramóns

Freund José findet bei den Calderas einen Unterschlupf. Überhaupt haben sie das Herz am rechten Fleck.

Aber das Unglück beginnt, als Ramón bei einem Unfall in der Fabrik schwer verletzt wird und keine Arbeit mehr findet. Er wehrt sich lange gegen die scheinbar unabdingbare Tatsache, dass sie entweder betteln und stehlen müssen oder verhungern. Die Kinder wissen vor Hunger nicht mehr ein noch aus. Sie dürfen nicht mehr in die Schule gehen und schließlich müssen sie auch ihr Haus verkaufen und in das Elendsviertel außerhalb der Stadt ziehen.

Die Bücher von Gudrun Pausewang haben mich in meiner Jugend beeindruckt und geprägt. Auch „Die Wolke“ und „Die letzten Kinder von Schewenborn“, für das sie 1983 nochmals den Buxtehuder Bullen erhielt, haben mich bewegt und etwas in mir bewirkt. „Die Not der Familie Caldera“ ist auch heute noch ein lesenswertes Buch. Ohne Wertung beschreibt die Autorin das Leben der Familie und schafft es dennoch, dass Lesenden des Romans mit dem Schicksal der Calderas mitleiden.

Wie schön, es einmal wieder gelesen zu haben.

Einen schönen Sonntag wünscht Euch Tanja vom Team Schwarz auf Weiß