„Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel

Wir haben wieder ein Bullenbuch für Euch! Heute wird „Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel mal näher von uns unter die Lupe genommen.

Phil und seine Familie gehören nicht wirklich zu den „Kleinen Leuten“, wie er die anderen Stadtbewohner nennt. Seine Mutter kommt aus den USA, wanderte mit 17 Jahren und schwanger mit Phil und seiner Zwillingsschwester aus und hatte auch seitdem viele Liebschaften. Die Geschwister gelten als Hexenkinder und werden immer mit viel Argwohn begegnet. Und dass sich Phil nun in den unnahbaren Nicholas verliebt, macht sein Leben nicht einfacher…

Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen. Auf der einen Seite, ich werde nicht im genausten Detail darauf eingehen, gab es einige, auch gerade aus heutiger Zeit, sehr fragwürdige Szenen oder Formulierungen. Ein Beispiel: Phils Mutter und Gable, jemand, den man am ehesten als Ersatzvater bezeichnen kann, organisieren für Phils 14. Geburtstag einen minderjährigen (vermutlich) Prostituierten, mit dem er an einer Küste im Wald seinen ersten Sex hat.

Auf der anderen Seite konnte das Buch mir an einigen schön geschriebenen Szenen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Außerdem fand ich die Familie, die hier dargestellt wurde, und deren verwobene und verworrene Geschichte unglaublich faszinierend. Und auch zu sagen, hier ginge es primär um Homosexualität, würde dem Buch nicht gerecht werden. Es wird eher als Mittel zum Zweck verwendet, um den anderen Themen mehr Gewicht zu geben: Familie, Erwachsenwerden, Anderssein, Selbst- und Wahrheitsfindung.

Mein Fazit also: Lest „Die Mitte der Welt“, aber lest es mit kritischem Auge.

Eure Katja von der Buchhandlung Schwarz auf Weiß