„Aufklärung“ von Angela Steidele

Das Buch in einem Satz: Die Tochter von Johann Sebastian Bach zeigt auf, dass die Frau des Literaturprofessors Gottsched nicht nur das brave Frauchen am Herd war – wie so viele Frauen der Aufklärung es nicht waren.

Lesenswert, weil man erfährt, dass Männer Wadenattrappen in Deutschland trugen und die Frauen weit mehr als nur Zierde ihrer Männer waren.

Für alle, die sich für die Literaturszene und Musik im 18. Jahrhundert interessieren und starke Frauen mögen.

Angela Steidele hat sich mit Dorothea Bach eine eher unbekannte Tochter des Komponisten Johann Sebastian Bach als Erzählfigur ausgesucht, die sich aber mühelos zwischen den Künstlern jener Zeit bewegen konnte, um uns einen spannenden Blick hinter die Kulissen der Aufklärung zu gewähren.

Aufhänger des Romans ist der Nachruf des Literaturprofessors Johann C. Gottsched auf seine junge Frau Luise, denn ein ihm ergebenes Hausfrauchen wie er meint, war sie nicht. Dorothea erzählt, wie belesen und wissenschaftlich interessiert Luise ist – auch wenn ihr Mann sie gern als seine Sekretärin für Kopierarbeiten verwendete, da ihre Handschrift so schön sei. Dorothea selbst wirkt aktiv an der Entstehung des Weihnachtsoratoriums ihres Vaters mit und es zeigt sich, dass die Frauen, obwohl im Schatten der Männer, einen sehr großen Anteil an bedeutenden Werken hatten.

Mir gefällt besonders gut, dass man als Leser:in bei Gesprächen auf Abendveranstaltungen und in den Salons quasi mit dabei ist und so ganz nebenbei die „Stars“ während der Aufklärung trifft, wie Lessing, der das Theater zur Erziehung nutzen will und Gottscheds Regelkunst übernimmt, während dann der junge Goethe später genau diese Regelpoetik sprengen wird. Man erfährt so viel über die Probleme des Druckens von Noten oder über das „Twitter“ jener Zeit, nämlich kleine Zettelchen, die meist anonym verteilt und dann besprochen wurden.

Während ich das schreibe, fallen mir noch so viele spannende und unterhaltsame Dinge ein, die ich während des Lesens ganz nebenbei erfahren habe, wie zum Beispiel der junge Goethe, der es dann mit Gottscheds Dichtung aufnahm oder dass die Frauen früher Zuhause selbst Bier brauten oder dass Professorenstellen an der Universität nicht bezahlt wurden oder …. 😊

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß