„Schöne Bescherung auf Compton Bobbin“ von Nancy Mitford

Das Buch in einem Satz: Hier wird die englische Upper Class auf dem Herrensitz Compton Bobbin in den Cotswolds mal richtig durch den Kakao gezogen.

Für alle, die der britischen Oberschicht gern einmal auf die Finger schauen.

Lesenswert, weil Nancy Mitford ihren Roman mit spitzer Feder in den dreißiger Jahren verfasst hat.

Paul Fotheringay, seines Zeichens Romanautor, hat jüngst sein Debüt veröffentlicht. Eine tragische Geschichte, die aber zu seiner Bestürzung zum lustigsten Buch des Jahres gekürt wird. Felsenfest überzeugt davon, dass er nie wieder auch nur ein Wort zu Papier bringen wird, bringt ihn die Ex-Kurtisane Amabelle Fortescue auf die Idee, eine Biografie zu verfassen. Die Person, für die er dann entbrennt, ist Lady Maria Bobbin, Vorgängerin der jetzigen Lady Bobbin. Und so findet sich nicht nur Paul, sondern auch eine Horde von Cousins und Cousinen Lady Bobbins auf ihrem Anwesen in den Cotswolds zur Weihnachtsfeier ein.

Dieser Roman lebt von den herrlichen Beschreibungen des illustren Personals und deren Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel auf Seite 131 „Die Anwesenheit dieser und vieler weiterer Menschen – zu zahlreich und zu langweilig, um sie alle aufzuzählen…“ oder „Der Captain war offensichtlich ein junger Mann von unfassbarer Dummheit, und Paul war verblüfft, dass es so jemandem erlaubt war, sich auch nur einen Moment lang in einem Regierungsgebäude aufzuhalten.“ Die Autorin geizt nicht mit Einblicken in den Alltag der gelangweilt britischen Oberschicht. Dies macht sie mit großem Witz. Eine vergnügliche, very british Lektüre und sowohl haptisch als auch optisch und inhaltlich ein gelungenes Buch (hatte ich schon erwähnt, dass ich Bücher ohne Schutzumschlag sehr schätze? ).

Eure Tanja