„Entrée“ von Reinhard Tötschinger

Das Buch in einem Satz: Werbetexter Philipp erbt von einem unbekannten Großvater ein Pferd und taucht in dessen Leben als Zirkusclown und Kriegsgefangener ein.
 
Lesenswert, weil wir gemeinsam mit Philipp die Zirkuswelt erkunden und von einer tragischen Liebe erfahren.
 
Für alle, die hinter den Vorhang vom Zirkus schauen und ein wohlgehütetes Familiengeheimnis lüften wollen.
 
Schöne Textstelle: „Er war aber von der alten Zukunft noch nicht ganz weg und in einer neuen noch nicht gelandet.“ (S. 92)
 
Was genau macht ein Clown, damit er lustig ist? Wohin gehen Zirkusartisten, wenn der Messerwerfer nicht mehr trifft, sich beim Gewichtheber die Bandscheibe meldet und sie alle alt geworden sind?
 
Der 49-jährige Philipp Muzak, der ein ereignisloses Leben als Werbetexter führt, muss zu einem Notartermin nach Paris. Er erfährt, dass er etwas Geld, ein altes Zirkuspferd und eine Kiste voller Briefe erbt, die ihm ein ihm unbekannter Großvater hinterlassen hat. 
 
Während er sich mit seiner Jugendliebe Celine trifft, mit der er vor 25 Jahren in Paris sein Leben genossen hat, erfährt er anhand der Briefe, dass sein Großvater ein berühmter Zirkusclown gewesen ist. Und nicht nur das: Louis Pichereau kam als Kriegsgefangener in ein Lager bei Wien, wo er sich in Philipps Großmutter verliebt hat. Darüber wurde und wird in der Familie und im Dorf nicht gesprochen. Während Philipp mehr und mehr über seinen Großvater erfährt, taucht er ganz nebenbei in die Welt des Zirkus ein. Philipp lernt den alten Freund, Garderobier und Partner seines Opas kennen, der ihm erklärt, was einen Clown und die Magie eines Zirkus ausmachen. Gemeinsam überlegen Sie, wie sie den Zirkus wiederbeleben können – und so ganz nebenbei findet Philipp wieder mehr zu sich.
 
Es ist nicht nur der Zirkus, wie wir alle ihn aus unserer Kindheit kennen, der diesen einfühlsamen Roman spannend zu lesen macht. Es ist auch ein spannender Einblick, den wir in das Leben seines Großvaters bekommen.  Und die Erkenntnis, dass vor allem der Augenblick zählt und nicht das Gestern oder Morgen.
 
Eure Anja