
Alle, Belletristik · 6. Oktober 2024 „Die erste Fahrt des Orient-Express“ von David Janz
Das Buch in einem Satz: Auf der Jungfernfahrt des berühmtesten Zuges der Welt erleben die Passagiere ganz Außergewöhnliches – wirklich.
Lesenswert, weil sich der Roman an der echten Geschichte des Zuges entlanghangelt und dabei für einen Actionfilm im Kopf sorgt.
Für alle, die sich für Geschichte interessieren und zum Beispiel „Bergleuchten“ gelesen haben.
Das ist mein dritter Zugroman dieses Jahr, und ich gestehe, es war der Titel und nicht das kitschige Cover (!!!) des Buches, der mich zu diesem Roman greifen ließ.
Der Belgier George Nagelsmackers kämpft dafür, dass sein erträumter Luxuszug Wirklichkeit wird: Ein Zug des Friedens soll es werden, der politische und geografische Grenzen überwindet. Schlafwagen gibt es bereits in Amerika, die George Pullmann reich gemacht haben und der nun auf den Schienenmarkt in Europa expandieren möchte. George erhält bei seinen Verhandlungen Unterstützung von Hubertine Berthier, einer Frau, die sich für die Rechte von Frauen stark macht und in die er sich sofort verliebt. Mit dem ersten so luxuriös ausgestatteten Zug kann George überzeugen (man sollte einfach immer mit Frauen verhandeln) und die Jungfernfahrt 1883 beginnt – es waren nur Männer auf dieser ersten Fahrt erlaubt, aber selbstverständlich halten sich die Frauen nicht daran.
An Bord sind viele Diplomaten, Schriftsteller, ein Dolch der gestohlen wird und eine Tigerin, die nicht allzu lange in ihrem Käfig bleibt. Auf der Fahrt geschehen so viele Dinge, und beim Lesen stellte ich fest, dass ich erst auf Seite 70 bin. Es ist wie ein Film im Kopf. Es gibt alles, was der geneigte Leser möchte: überraschende Wendungen, Rivalen, Liebe, jede Menge Eitelkeiten, Entführungen und Attentate. Und das Spannendste: Auch hier ist wieder so viel Wahres verpackt, sodass man ganz nebenbei viel lernt.
Um es mit Jules Verne Worten aus dem Roman zu sagen (ja genau, dieser Schriftsteller ist auch mitgefahren): „Diese Zugfahrt liefert auf jedem Kilometer ein neues Romankapitel.“ S. 184
Eure Anja