„Comandante“ von Edoardo de Angelis, Sandro Veronesi

Das Buch in einem Satz: U-Boot-Kapitän Todaro hat seinem Befehl gemäß ein Frachtschiff im 2. Weltkrieg versenkt, aber entgegen dieses Befehls die Menschen gerettet.
 
Lesenswert, weil Seenotrettung aktueller nicht sein könnte und Seerecht vor Politik gehen sollte.
 
Für alle, die großartige U-Bootfilme wie „Das Boot“ und auch „Jagd auf roter Oktober“ lieben.
 
Dieser kleine Roman hat es in sich. Im Vorwort erzählt Sandro Veronesi wie er überhaupt zu diesem historischen Stoff kam. Gerade bei der aufkommenden Flüchtlingspolitik im Mittelmeerraum vor ein paar Jahren empfand er es als bitter nötig, die Menschlichkeit im Umgang mit geflüchteten Menschen zu suchen – und er hat sie im 2. Weltkrieg gefunden.
 
Der italienische U-Boot-Kapitän Salvatore Todaro soll 1940 im Atlantik patrouillieren. Als Leserin war ich mit an Bord dieses engen, stickigen U-Bootes voller Männer, die zusammengewürfelt nun wie ein Uhrwerk funktionieren müssen. Ich habe verschiedene U-Boot-Fahrer kennengelernt, einen Maschinisten, der eigentlich Korallenfischer ist, den Obermaat bis hin zum Koch. Und dann wird plötzlich ein feindliches Frachtschiff versenkt. Laut Befehl soll der Kapitän die Menschen an Bord sich selbst überlassen, doch Todaro wägt ab: Was wiegt schwerer, politischer Befehl oder das Seerecht, das die Rettung Schiffbrüchiger vorschreibt? Er entscheidet sich für letzteres, gegen den Befehl und auch gegen den Willen von Teilen beider Crews.
 
Was für eine packende Geschichte. Was für ein aufrechter Seemann und Held, der einfach das Richtige tut, ohne das es einfach ist. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz aus dem @zsolnayverlag und richtig gut geschrieben. Es hätte noch viel mehr Seiten haben können, aber ich persönlich liebe auch starke Kapitäne (wobei der schwarze Korsar nach wie vor auf Platz 1 meiner Charts steht; auch ein Italiener, wenn auch fiktiv).
 
Eure Anja